«Ab dem 50. Lebensjahr verändert sich unser Immunsystem, was bei einer Erkrankung mit dem Corona-Virus sicher ein erhöhtes Risiko bedeutet. Das bedeutet aber nicht, dass alle Menschen über 65 per se zur Risikogruppe gehören. 65 ist nur eine Zahl. Sie sagt nicht aus, ob ich gesund bin, wie fit ich bin und wie ich mein Leben gestalte.
Durch die Kampagne und Kommunikation des Bundesamts für Gesundheit zogen sich manche Menschen total in die Einsamkeit zurück und es fällt ihnen jetzt schwer, da wieder heraus zu kommen. Auch älteren Menschen «fiel die Decke auf den Kopf» und sie litten teils sehr unter der Isolation. Die Bewegungsfreiheit und die damit verbundene soziale Vernetzung wurden vermisst und die Angst vor Krankheit hat zugenommen.
Die Kampagne hatte aber auch positive Effekte: Hilfsangebote kamen dort an, wo sie gebraucht wurden und Hilfe anzunehmen war selbstverständlicher und nicht mehr tabu oder schambesetzt, weil viele unterschiedliche Menschen sie in Anspruch nahmen. Es ist ein gutes Gefühl, Hilfe geben zu können, was wiederum für viele junge Menschen eine wichtige Erfahrung war.
In den letzten Monaten fanden viele Generationenbegegnungen statt, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Hier wäre es spannend zu erfahren, wie viele Menschen auch weiterhin in Kontakt bleiben. Insgesamt gab es eine Alltags-Entschleunigung, die auch von vielen älteren Menschen als positiv und wichtig empfunden wurde.»
Dieser Artikel ist Teil der Serie «Werden Menschen über 65 diskriminiert?». Die Serie wurde im Rahmen der Corona Pandemie im Sommer 2020 publiziert.