Unsere Gesellschaft erlebt eine demographische Alterung. Dies erfordert Anpassungen und Neuorientierungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern.
Das Berner Generationenhaus lud am 6. und 7. September 2019 gemeinsam mit dem Institut Alter der Berner Fachhochschule und dem Verein Soziale Innovation Bern: Accelerator (SIBA) zu einer Impulstagung, bei der soziale Innovationen für die Ageing Society im Mittelpunkt standen. Rund 100 Personen aus Wissenschaft, Gesellschaft und Praxis haben während zwei Tagen sozial innovative Projekte verhandelt und weiterentwickelt. Es wurden Kontakte geknüpft, Projekte vernetzt und in «Protoverträgen» die weitere Zusammenarbeit vereinbart.
Fachimpulse
«Es braucht eine transdisziplinäre Altersforschung und das Zusammenspiel von Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft»
Jonathan Bennett, Leiter des Instituts Alter der Berner Fachhochschule
«Die Schweiz ist ein Musterland für soziale Innovationen»
Lynn Blattmann, Historikerin und Sozialunternehmerin
«Soziale Innovationen lösen gesellschaftliche Herausforderungen, indem sie soziale Systeme verändern»
Stephan Sigrist, Leiter des Think Tanks W.I.R.E
«Die hohe Kunst des Alterns besteht aus den vier L: Lernen, Laufen, Lieben, Lachen»
Otfried Höffe, Philosoph
«Wichtig ist die Vernetzung der verschiedenen Initiativen im Bereich Ageing Society»
Markus Zürcher, Generalsekretär der Schweiz. Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften und Initiant der Plattform www.ageingsociety.ch
Erkenntnisse
− Das kalendarische Alter ist ein diskriminierendes Merkmal mit begrenzter Aussagekraft.
− Unsere Altersbilder und Lebensläufe sind veraltet. Wir brauchen neue Altersbilder und einer Ageing Society angepasste Lebensläufe.
− Die Idee des Dreiphasenmodells Ausbildung-Erwerbsarbeit-Ruhestand ist nicht mehr zeitgemäss.
− Es mangelt nicht an sozial innovativen Ideen für eine Ageing Society. Es mangelt an deren Umsetzung.
− Es fehlt an Businessmodellen und an finanziellen Mitteln für die (Weiter-)Entwicklung von sozialen Innovationen.
Fragen
− Was ist uns als Gesellschaft ein gutes langes Leben für alle wert?
− Wie können wir unsere Altersbilder ändern?
− Wie werden soziale Innovationen bzw. sozial innovative Projekte gefördert?
− Wer finanziert die Beratungs- und Netzwerkarbeit für soziale Innovationen?
Ideen
− Modell Lebensarbeitszeit: Musse, Arbeit und Bildung in alle Lebensphasen integrieren.
− Stiftungsfonds einrichten zur Finanzierung höherer Lohnnebenkosten von Arbeitnehmenden Ü55.
− Zivildienst für Golden Agers.
− Gründung einer Netzwerk- Plattform für sozial innovative Ideen und Projekte.
Projekte
Auf dem Marktplatz wurden 22 sozial innovative Projekte vorgestellt und unter der Leitung von SIBA diskutiert. Dabei sind Ideen, Erkenntnisse aber auch Fragen aufgetaucht, die gemeinsam mit Nadja Schnetzler, Facilitator und Mitgründerin der Ideenfabrik Brainstore, gesammelt und strukturiert wurden.
Aged Living in der Zukunft
Verschiedene Wohnformen wie Shared Living oder Matching sollen auf die Bedürfnisse von Menschen in der dritten Lebensphase angewendet werden. Mit dem Ziel der Entwicklung eines Prototypen für Aged Living in der Zukunft.
Kontakt: Katja Weber
BEGIN
Das Projekt verfolgt das Ziel, die Ausbildung und den Berufseinstieg von Migrantinnen und Migranten im Bereich der Pflege durch ein eigens dafür entwickeltes Mentoringprogramm zu begleiten und zu evaluieren.
Kontakt: Beate Schwarz
Best Practice: «Sorgende Gemeinschaft»
Der wachsende Pflege- und Betreuungsbedarf erfordert eine neue Kultur des Sich-Sorgens. Mit dem Projekt werden Erfahrungen und Ideen gesammelt für den Aufbau von «Sorgenden Gemeinschaften».
Kontakt: B. Steffen-Buergi
Bonjour
Bei Bonjour werden sozial nachhaltige Lösungen für das selbstbestimmte Wohnen zu Hause geschaffen. Dabei ist die App OneCircle entstanden, die ältere Menschen fragt, wie es ihnen geht und Angehörige informiert.
www.bonjour.help
Collegium 60plus
Das Collegium 60plus ist ein selbstständiger Verein für und mit Menschen über 60, der mit einem vielseitigen Kursangebot sinnvolle Aktivitäten, soziale Kontakte und das Lernen im Alter fördert: von akademischen Themen, Fremdsprachen, Filmen, Musik bis hin zu sportlichen Aktivitäten.
www.collegium60plus.ch
Generationendorf
Älteren Menschen fehlt oft der soziale Austausch. Mit dem Generationendorf soll ein gemeinschaftliches Wohnen von Menschen mit Einschränkungen möglich gemacht werden: In einer Ortschaft werden Hausbesitzer gesucht, die beim Projekt mitmachen.
Kontakt: Ronny von Siebenthal
Generationenwohnen im Holliger
In der Neubausiedlung Holliger entsteht ein neues Beispiel für Generationenwohnen. Dabei werden der Entwicklungs- und Bauprozess dokumentiert, um daraus Erkenntnisse zu den räumlichen und sozialen Voraussetzungen für ein gemeinschaftliches Zusammenwohnen zu gewinnen.
Kontakt: Cecile Neuenschwander
GZ Grünau: Gemeinschafts-zentrum der Zukunft
In Zürich sollen 17 Gemeinschaftszentren (GZ) unter Berücksichtigung des demographischen Wandels transformiert und mit Elementen wie einem Health-Kiosk, Kinderhüten-on-demand oder Co-Working ergänzt werden.
Kontakt: Ulrike Liebert
GZ Grünau Teilprojekt 1: health4ALL
Mit health4ALL wird eine niederschwellige Anlaufstelle für Menschen in allen vier Lebensphasen aufgebaut - mit Beratung zu Gesundheit und Prävention sowie Tagesstrukturangeboten.
Kontakt: Ulrike Liebert
GZ Grünau Teilprojekt 2: hub4ALL
Im Gemeinschaftszentrum Grünau wird in Zukunft neben Arbeitsplätzen auch Kinderhüten-on-demand angeboten.
Kontakt: Ulrike Liebert
GZ Grünau Teilprojekt 3: gaming4ALL
Das wöchentliche Gaming-Café in der Siedlung Grünau der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW) ist das Ergebnis des Intergenerationen-Projekts gaming4ALL. Hier lernen Jung und Alt die Welt des Gamens kennen.
Kontakt: Ulrike Liebert
GZ Grünau Teilprojekt 4: mobility4ALL
Das Projekt prüft, inwiefern elektronische Seniorenfahrzeuge über eine Sharing-Plattform grossflächig und kostengünstig verfügbar gemacht werden können. Ziel des Mobilitätsangebotes ist es, auch betagten Menschen soziale Teilhabe zu ermöglichen.
Kontakt: Ulrike Liebert
Innovation Needs Space
Innovation Needs Space will in einem interdisziplinären und co-kreativen Prozess die Innovationspotenziale älterer Menschen identifizieren und aktivieren - dies in einem eng begrenzten Raum wie einem Seniorenheim, einem Mehrgenerationenhaus oder im Quartier.
Kontakt: Thomas Probst
Kontaktstelle Demenz
Im Projekt Kontaktstelle Demenz werden Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sowie Fachpersonen bedürfnisorientiert beraten und begleitet. Dabei werden auch Versorgungslücken identifiziert und neue Versorgungs- und Finanzierungssysteme entwickelt.
Kontakt: Kathy Haas
Mobil im Quartier
In Zusammenarbeit mit einem Berner Quartierzentrum und Organisationen, welche in der ambulanten Pflege und Betreuung sowie im Fahrdienst in der Stadt Bern tätig sind, wird ein Angebot entwickelt, das in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen bei der sozialen Teilhabe im Quartier unterstützt.
Kontakt: Thomas Michael Ballmer
Praktikum Arbeitswelt 4.0
Die Neustarter-Stiftung hat ein Programm entwickelt, bei dem ältere Erwerbstätige vierwöchige Praktika in Start-ups absolvieren. Dabei gehen sie raus aus der Komfortzone, erleben Neues und sammeln Ideen für einen Kulturwandel im eigenen Unternehmen.
Kontakt: www.neustarter.com
Rent a Rentner
Rent a Rentner wurde 2009 als weltweit erste Online-Arbeitsvermittlungsplattform für Rentnerinnen und Rentner gegründet. 2016 folgte Date a Rentner, eine Dating-Plattform gegen das Alleinsein im Alter. 2018 wurde mit RentnerFinder die Arbeitsvermittlungsplattform auch als App lanciert.
Kontakt: www.rentarentner.ch
Spaziergänge im Quartier für ein gesundes Altern
Die Stadt Luzern hat in Zusammenarbeit mit Quartiervereinen eine Broschüre mit Spaziergängen erarbeitet mit dem Ziel, Bewegung im Alter zu fördern. Diese enthält Informationen zu den Standorten von öffentlichen Toiletten und Sitzbänken oder zur Beschaffenheit einzelner Spazierwege.
Kontakt: Mirjam Müller
Telefondienst 60+ einfach mal reden
Senioren und Seniorinnen, die das Bedürfnis nach zusätzlichem sozialen Austausch haben, erhalten mit dem 24/7 Telefon-Service die Möglichkeit, unverbindlich mit jemandem zu reden und dadurch gehört zu werden.
Kontakt: evebino@yahoo.com
Verein Pro Aidants
Pro Aidants lanciert das Pilot-Projekt We+Care mit dem Ziel, Angehörige von pflege-oder betreuungsbedürftigen Menschen zu entlasten mit einer App - für die Koordination und Organisation zwischen familiären, ehrenamtlichen und professionellen Leistungserbringenden.
Kontakt: Patrick Hofer
Zeitwerk Theater
Das Projekt vernetzt Menschen verschiedener Altersgruppen, unterschiedlicher Kultur und sozialer Herkunft. Wer mitmacht, kann strukturelle Aufgaben übernehmen oder auch künstlerisch partizipieren. Die Generationendurchmischung sorgt für nachhaltige Erlebnisse und Erfahrungen.
www.zeitwerk-theater.ch
Kontakt: Zeitwerk Theater
Innovage
Schweizweit stellt Innovage mit zehn Netzwerken der Gesellschaft Erfahrung und Fachwissen ihrer Mitglieder unentgeltlich für gemeinnützige Projekte zur Verfügung. Damit sollen Menschen ihr Fach- und Erfahrungswissen über die Pensionierung hinaus in den Dienst der Gesellschaft stellen können.
www.innovage.ch
Kontakt: Innovage