«An Homeoffice bin ich mich gewöhnt. Nicht aber daran, mein Office mit meinem Mann und unseren vier Kindern zwischen 6 und 14 Jahren teilen zu müssen. Die Herausforderung für uns Eltern ist in der Corona-Krise gerade ziemlich gewaltig. 

Es schüttelt mich plötzlich vor Lachen. Absurd, die Szene. Kind 1 flucht über Griechen und Römer, Kind 2 sucht – ebenfalls fluchend - das Deutschheft, Kind 3 will eine Ovi – sofort! – und Kind 4 hüpft draussen vor dem Fenster fröhlich mit dem Seil vorbei. Seilhüpfen gehört zu den Wochenaufgaben der 2. Klässler. 

Wer immer sich Homeschooling freiwillig antut – Respekt! Ich bin nach zwei Wochen reif für die Kur. Plötzlich stehen neben Kommunikationskonzepten der Laubfrosch, die Ritter und das längst verdrängte Passé Composé auf meiner Agenda. Kürzlich hat mich sogar Pythagoras eingeholt und mir ein Bein gestellt. 

Die Corona-Massnahmen bedeuten für meinen Mann und mich, dass wir unsere 8.5 Arbeitstage im HomeOffice erledigen und gleichzeitig Kinderbetreuung, HomeSchooling und Haushalt managen müssen. Wir teilen uns die Aufgaben nach Möglichkeit auf. Und sammeln Eierkartons, um unser Büro schalldicht zu machen. 

Auch wenn wir beide uns jeden Tag abwechslungsweise für ein paar Stunden zurückziehen können, um an unseren Projekten zu arbeiten: Die Familie ist immer präsent. Es fühlt sich alles nach Arbeit an und gleichzeitig nach Freizeit.

Will ich einen Anruf fürs Berner Generationenhaus erledigen, fehlt bestimmt mein Handy, weil mein Sohn damit gerade Fotos seiner Mathelösungen dem Lehrer schickt. Erzähle ich dem Kleinsten eine Geschichte, klingelt bestimmt genau dieses Handy, weil im Team eine Frage aufgetaucht ist.

Grossartig der Moment vor einigen Tagen, als während des Homeschoolings aus meinem Computer ein sanfter Klingelton ertönt: Ein Video-Call aus dem Berner Generationenhaus! Ich: Haare noch nicht gekämmt. Trainerpulli. 

Wie gut es dann tut zu sehen, dass auch bei anderen nicht alles perfekt läuft derzeit. Beim Video-Call entdecke ich Männer mit Dreitagebart. Ein Hund bellt, ein Kind läuft ins Bild. Ich muss wieder lachen.

Unsere Situation mag absurd und streng sein. Sie ist aber auch wunderschön. 

Welch Glück wir haben, gesund zu sein, einen sicheren Job zu haben. Die Kinder in den Garten schicken zu können. Den Zusammenhalt im Team zu spüren, auch wenn gemeinsame Kaffeepausen nur via Bildschirm möglich sind. Die Solidarität im Dorf zu erfahren. Zeit zu haben für die Familie: für Diskussionen, Spiele, Umarmungen. 

Wenn ich am Abend mit meiner Familie - meinem Team Homeoffice - unter die Decke schlüpfe und über den Tag nachdenke, spüre ich eine tiefe Dankbarkeit.»